Aus der Praxis

Über Elektrosmog im Alltag sprechen - Argumente, Vorgehensweise, Fallen

Nichts machen und schweigen, ist auch keine Lösung. Weniger Elektrosmog bekommen wir nur, wenn wir uns aktiv dafür einsetzen. Ein Einzelner wird dabei nicht von jetzt auf gleich die Welt bewegen. Je mehr Menschen kleine Steinchen im Alltag setzen, umso schneller und größer ist das Ergebnis und wir haben am Ende gemeinsam die Welt bewegt. Dieser kleine Ratgeber kann Ihnen im Alltag helfen, die richtigen Steinchen zu setzen.

Beim Thema Elektrosmog gibt es in vielen Köpfen und Gesprächen nur ein schwarz-weiß: Wer dagegen ist, "ist ein Technikfeind und will mir meine geliebte Technik wegnehmen."
Schon allein die Worte "Mobilfunk" und "Gesundheit" in Zusammenhang zu bringen, werten etliche als persönliche Bedrohung und verhalten sich auch so. Sie werden dann persönlich und werten sowohl die Aussage als auch die Person ab, die das gesagt hat, persönlich und manchmal sehr beleidigend und herablassend.
Geht die angegriffene Person darauf ein, schaukelt sich schnell ein Streitgespräch hoch und es endet mit verhärteten Fronten, weil nicht sachlich diskutiert wird, sondern persönlich. Kritiker der Verharmlosung von Elektrosmog und Betroffene sollten solche Reaktionen inzwischen zur Genüge kennen und tappen trotzdem oft genug in dieselbe Falle. Statt ein Verständnis und Entgegenkommen haben Sie genau das Gegenteil erreicht und sich "Gegner" erschaffen. Das passiert selbst bei einer neutral formulierten Aussage zu diesem Thema ganz schnell. Wer Mobilfunk hinterfragt, hinterfragt eine Lebensweise. Und so etwas endet ganz schnell im Streitgespräch und häufig sogar mit Androhung oder gar Umsetzung körperlicher Gewalt.

Was könnte ein Weg sein "Elektrosmog" in Verbindung mit "Gesundheit" ins Gespräch zu bringen ohne angefeindet zu werden?
Es sollte immer einen konkreten Anlass geben, darüber zu sprechen und niemals belehrend oder bekehrend sein. Nicht einmal im Ansatz. Wählen Sie grundsätzlich die "Ich"-Perspektive. Sobald Sätze fallen wie "Schalte bitte Dein Telefon aus" oder "Dein WLAN schadet meiner Gesundheit" ist der Streit vorprogrammiert. Noch schlimmer ist ein Satz wie "Die Strahlung Deines Handys und Deines WLAN schadet doch auch Deinen Kindern". Bei so etwas wird die geliebte Technik angegriffen und gleichzeitig unterstellt, man würde nicht genügend auf seine Kinder aufpassen.

Wir leben in einem Zeitalter, in der sich etliche eher einen Arm abhacken lassen würden, als auf das Smartphone zu verzichten. Moderne Technik gleicht einer Religion oder Droge und jeder Angriff oder auch entfernte Anspielungen von Kritik werden als Ketzerei oder persönlicher Angriff betrachtet und entsprechend aggressiv gekontert.

Auch wenn es emotional, gerade für Betroffene, schwer ist, sich zusammenzureißen und diplomatisch zu bleiben, so führt nur das zum Ziel.
Natürlich wünschen sich Betroffene und Besorgte, dass von jetzt auf Gleich Schluss ist mit der Zwangsbestrahlung. Personen jenseits der 30 Jahre kennen das von der Tabakdiskussion zur Genüge. Da kam jahrzehntelang derselbe aggressive Gegenwind, wenn man auch nur ansatzweise Kritik übte oder um Rücksicht gebeten hat. Und von genau dieser Geschichte wissen wir glücklicherweise auch, dass sich die allgemeine Meinung und der Umgang ändern können. Es mag dauern, aber am Ende siegt die Vernunft und damit auch Gesundheit und Umwelt.

Bei allen Tipps sollten Sie beachten, dass es natürlich immer wieder zu typischen Phrasen kommt wie "Strahlung ist harmlos", "wenn es so schlimm wäre, würden wir es doch längst wissen", "das würde ich doch merken, wenn es mir schadet", "die Strahlung liegt unterhalb der Grenzwerte", ...
Beim Rauchen kamen jahrzehntelang sehr ähnliche Phrasen. Das sind klassische Abwehrphrasen, die im Grunde nur aussagen "Lass mich damit in Ruhe" oder "Ich will davon nichts wissen". Besonders markant ist es, wenn solche Phrasen von vermeintlichen Experten kommen, wie IT-Fachleuten, Elektrikern, Wissenschaftlern oder ähnlichen. Aus deren Mündern wiegen die Phrasen noch viel schwerer und nicht selten wird dabei auch noch die eigene Expertise von diesen "Experten" betont. Das Halb- oder Unwissen dieser "Experten" hat selten fundierte Hintergründe, sondern basiert ebenso wie ihr eigenes Wissen auf Theroie, Mutmassung und Hörensagen. Verkauft wird es aber als Fachwissen. Fragt man sie eingehender nach aktiver Praxiserfahrung, Vorher-Nachher-Versuchen, Langzeitbeobachtungen und konfrontiert sie mit Studien, die deutliche Effekte zeigen, kommt in fast allen Fällen nur allgemeines Gefasel, geschickte Rhetorik oder an den Haaren herbeigezogene Querverweise und Vergleiche, um das Thema oder Sie zu diskreditieren. Begriffe wie "Aluhut", "Verschwörung", "Einbildung" und selbst "Nazi" bzw. "Antisemit" werden dabei schnell und geschickt eingesetzt und miteinander verknüpft. Webseiten wie Psiram und selbst Wikipedia nutzen genau solche Elemente gerne, um ungewünschte Themen und Personen zu diskreditieren. Hauptsache die geliebte Technik ist entlastet und Sie verschwinden oder stehen als Depp da.

Vermeiden Sie diese Falle, indem Sie diplomatischer vorgehen. Wichtig ist dabei immer die "Ich"-Perspektive. Bitten Sie um Rücksichtnahme, weil "ich die Strahlung von WLAN und Handys nicht gut vertrage" oder "weil sie vorsorglich lieber so wenig wie möglich durch die Strahlung belastet werden möchten". Kommen Nachfragen, können Sie pauschal mit einer kurzen Beschreibung einiger typischer Symptome kommen bzw. auf die WHO und das Bundesamt für Strahlenschutz verweisen, die zu einer Minimierung raten, weil es eben nicht genügend Hinweise auf die Harmlosigkeit der Strahlung gibt, vor allem nicht bei Langzeit-Dauerbestrahlung und schon gar nicht bei Kindern, geschwächten und besonders sensitiven Menschen. Bitten Sie höflich um Rücksichtnahme, so wie Raucher inzwischen selbstverständlich auf Nichtraucher Rücksicht nehmen, weil wir es heute besser wissen. Achten Sie dabei auf Ihren Ton. Er sollte freundlich und zuvorkommend sein. Betont fordernde oder gar vorwerfende Töne werden Sie auf jeden Fall am Ziel vorbeiführen. Freundliche Worte erhöhen die Erfolgschancen deutlich. Bitten Sie genau in dem Ton und mit der Natürlichkeit, wie Sie um ein Glas Wasser bitten würden. Und wenn eine Phrase wie "Aber hier ist doch sowieso überall Strahlung" kommt, dann packen Sie ein kleines bisschen Expertise aus und erklären, dass elektromagnetische Felder exponentiell stärker werden, je näher man an der Quelle ist, jedes Gerät in unmittelbarer Nähe demnach die deutlich größte Belastung darstellt und es sehr hilft, diese abzustellen".

Vermeiden Sie Grundsatzdiskussionen. Will jemand unbedingt diskutieren und stichelt Sie entsprechend, dann beenden Sie das Vorhaben mit "Ich möchte das nicht diskutieren. Ich bitte lediglich um Rücksichtnahme und ich bin sicher, du bist ein rücksichtsvoller Mensch.". Wenn die Person nun trotzdem weitermacht, riskiert sie als rücksichtslos dazustehen. Das riskieren nur wenige. Und wenn es trotzdem jemand wagt, ignorieren Sie alles, was die Person gesagt hat und wiederholen einfach Ihren Satz in gleicher Freundlichkeit, nur etwas bestimmter.

Worum kann man in der Regel bitten:
(Schulen Sie Ihr Auge und Ihre Erfahrung, um so wenige Bitten wie möglich zu stellen. Ein geschulter Blick verrät sehr schnell, welche potentiellen Strahlungsquellen in einem Raum vorhanden sind.)

  1. Smartphone und Tablets
    - WLAN und Bluetooth abstellen (über die Einstellungen, nicht über das Schnellmenü, da dieses die Strahlung häufig nicht abstellt, sondern nur die Verbindung trennt.)
    - Mobile Daten abstellen. Will jemand gerne zwischendurch Whatsapp, Email oder andere Nachrichten abrufen, bitten Sie darum, es im Nebenraum oder weiter entfernt zu machen und WLAN, Bluetooth und Mobile Daten hinterher wieder abzustellen.
    - Flugmodus einschalten (Darauf achten, dass auch WLAN und Bluetooth mit abgeschaltet werden). Dadurch wird die Funkstrahlung des Geräts ganz abgeschaltet. Alle Offline-Funktionen werden weiterhin funktionieren. Mit dem Flugmodus wird die telefonische Erreichbarkeit abgeschaltet. Wer unbedingt erreichbar bleiben muss, lässt den Flugmodus aus, kann aber trotzdem bedenkenlos Mobile Daten, WLAN und Bluetooth abstellen.

  2. DECT-Schnurlostelefon
    ECO-Modus Plus, FullECO bzw. "strahlenfrei"-Modus aktivieren. Das geht im Systemmenü über irgendeins der Handgeräte.

  3. WLAN-Router
    WLAN abschalten. Bei sehr vielen Geräten befindet sich dazu ein "WLAN"-Knopf am Gerät. Erlischt die WLAN-Diode am Router, ist das WLAN in der Regel zuverlässig aus.

  4. Mobile Lautsprecher
    Sehr viele Lautsprecher arbeiten inzwischen mit WLAN, Bluetooth und einer ähnlichen Funktechnik. Leider funken sie in erschreckend vielen Fällen sogar im Standby bzw. wenn sie vermeintlich ausgeschaltet sind. Bitten Sie um das Herausziehen des Stromanschlusses bzw. um Versetzen der Lautsprecher von Ihrem Aufenthaltsraum in einen anderen.

  5. Fernseher und Drucker
    Bitten Sie um Herausziehen des Stromsteckers, während Ihrer Anwesenheit. Einfach sicherheitshalber, weil etliche moderne Geräte sogar im Standby Dauer-WLAN-Strahler sind. In zahlreichen Fernseher steckt heutzutage eine FireTV-Stick oder ähnliches. Auch diese kleinen Geräte senden pausenlos ein WLAN-Signal und sollten vom Strom getrennt werden, damit Ruhe ist.

Natürlich ist es unbequem solche Bitten zu äußern, vor allem, wenn es so viele auf einmal sind. Im Zweifel beschränken Sie sich auf das Smartphone. Das ist einfach, geht schnell und zeigt die Rücksichtsbereitschaft der Anderen. Manchmal arbeiten sich die anderen Punkte von alleine ab, weil es zu einem konstruktiven Gespräch über Strahlung kommt. Vor allem, wenn Sie ein Messgerät dabei haben, steigt die Neugier. Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl. Das wird Ihnen sagen, wie weit Sie gehen können, ohne zur Zielscheibe zu werden. Und ein bisschen Bitten ist immer in Ordnung. Wer auf Sie in solchen Themen keine Rücksicht nimmt, steht grundsätzlich nicht gut zu Ihnen. Und wenn eine einfache Bitte dies deutlich zeigt, seien Sie froh und konzentrieren Ihre wertvolle Lebenszeit lieber auf Menschen, die Ihnen wirklich wohlgesonnen sind.


Besonders in Situationen, in denen Sie Kunde sind, haben Sie eine gewisse Macht das Thema anzubringen. Schließlich ist der Kunde König, zumindest in den meisten Fällen. In solchen Situationen gewinnen Sie sogar mehrfach. Ihr Gegenüber wird in den meisten Fällen freundlich bleiben und versuchen auf Sie einzugehen und Ihr Anliegen ernst zu nehmen. Je mehr Kunden das Thema "Strahlung" platzieren, umso schneller reagiert der Markt mit strahlungsarmen oder strahlungsfreien Lösungen. Wir kommen als Kunde auf jeden Fall zu einem Gespräch über das Thema, welches eventuell sogar an Kollegen, Vorgesetzte und Lieferanten weitergetragen wird und dadurch werden wir mittel- bis langfristig ganz sicher etwas bewirken. Vielleicht nicht für diesen Einkauf aber für einen zukünftigen, wenn nur genügend Kunden sich trauen das Thema anzusprechen. Hier ein paar Beispiele:

  1. Kauf Smartphone
    - Fragen Sie explizit nach dem SAR-Wert und betonen wie wichtig Ihnen ein strahlungsarmes Handy ist.
    - Lassen Sie sich zeigen, wie Sie bei dem neuen Gerät das WLAN, Bluetooth, Mobile Daten und NFC ausschalten können. Ebenso lassen Sie sich zeigen, wie der Flugmodus eingeschaltet wird und dass beim Einschalten des Flugmodus ebenfalls WLAN und Bluetooth ausgeschaltet werden.

  2. Kauf Notebook, Computer, Drucker oder Fernseher
    - Fragen sie explizit nach der LAN-Schnittstelle, an der Sie ein Internetkabel anschliessen können.
    - Lassen Sie sich zeigen, wie Sie zuverlässig das WLAN und Bluetooth bei dem Gerät abschalten können. Abschalten heißt "funkfrei" schalten. Nicht selten funken Geräte weiter, die scheinbar abgeschaltet sind. Tatsächlich wird oft nur die Verbindung gekappt, das Funkmodul sendet aber fröhlich und ununterbrochen weiter. Das gilt vor allem für Drucker und Fernseher. Richtig gut und vor allem beeindruckend wären Sie, wenn Sie ein Messgerät dabei haben und eindeutig feststellen können, ob das Gerät tatsächlich Ruhe gibt oder lügt.

  3. Kauf eines Haushaltsgeräts
    Ob Kaffeemaschine, Spülmaschine, Küchenmaschine, Staubsauger oder Waschmaschine. Gerade Haushaltsgeräte werden neuerdings gerne mit WLAN oder Bluetooth ausgestatetet. Lassen Sie sich versichern, dass Sie ein Gerät ohne Funktechnik bekommen oder die Funktechnik zuverlässig abschalten können (Kontrolle ist besser als Vertrauen. Ein Messgerät hilft dabei).

  4. Hotels, Restaurants, etc.
    Fragen Sie bei der Reservierung nach Zimmern/Tischen ohne WLAN-Bestrahlung. Das Angebot hierfür wächst allmählich und mit so einer einfachen Frage, werden es im Laufe der Zeit mehr, je mehr danach gefragt wird.

  5. Mieter - Funk-Rauchmelder, Smartmeter, etc.
    Es ist nicht leicht, sich gegen den Einbau von funkenden Wasserzählern, Rauchmelder oder Smartmetern zu wehren. Möglich ist es durchaus mit viel Beharrlichkeit. Wer nicht so viel Eifer hat, sollte trotzdem ein Minimum an Wehrhaftigkeit zeigen. Schreiben Sie Ihrem Vermieter, dass Sie diese "smarten" Geräte zwar dulden werden, aber sich eindeutig dagegen aussprechen und um Austausch gegen funkfreie Modelle bitten. Weisen Sie Ihren Vermieter darauf hin, dass Mobilfunk von der WHO bereits als möglicherweise krebserregend eingestuft ist und es zahlreiche ernsthafte Studien gibt, die das Schädigungspotential moderner Funkstrahlung aufzeigen, sowie Hinweise auf möglichen Datenmissbrauch. Sollte sie wie beim Tabak, Röntgenstrahlung, Radioaktivität, Asbest, PCB, etc. irgendwann offiziell als gesundheitsschädlich eingestuft werden, werden Sie u.a. Ihren Vermieter möglicherweise auf Schadenersatz verklagen, da er ab sofort darüber informiert und um Vorsorgemaßnahmen gebeten wurde. Selbstverständlich legen Sie ein paar Unterlagen bei, die Ihre Aussagen stützen. Natürlich werden die meisten Vermieter Ihre Bitte ignorieren. Mit so einem Schreiben setzen Sie bei Ihrem Vermieter und deren Mitarbeitern aber einen Anker, der bei weiteren Ankern von anderer Seite hilft, ein Umdenken in Gang zu setzen. So wie es bei den zuvor genannten Themen nach jahrzehntelangen Diskussionen bereits geschehen ist.

Die Personen, mit denen Sie als Kunde sprechen, haben in der Regel sehr wenig Ahnung von Elektrosmog und Technik. Hier mangelt es an Allgemeinbildung. Entsprechend kurios und falsch sind oft die Antworten und Ratschläge. Haken Sie im Zweifel gerne nach. Eine Nachfrage bringt zwar selten eine bessere Antwort, sorgt aber dafür, dass die Person, angeregt ist, sich etwas mehr mit dem Thema zu befassen, sobald Sie fort sind. Und aus dem Marketing wissen wir, dass wir ein Thema erst ernster nehmen, wenn wir mehrfach drüber gestolpert sind bzw. wurden. Am besten aus verschiedenen Richtungen. Seien Sie also versichert, dass Ihre Frage etwas bewirkt hat. Nicht unbedingt für Ihren konkreten Fall aber für die Zukunft.